Dienstag, 21. Juli 2015

06 Serengeti - Teil II

Hallo liebe Safari-Mitreisenden! 

Was für eine interessante Nacht!
Schade, dass ihr nicht selbst dabei sein konntet! Hier gibt's ja nämlich keine Zäune um die Campingplätze in der Serengeti, sodass das ein oder andere Tierchen  nachts schon 'mal neugierig durchs Camp streift: ein Rudellein Löwen oder ein Büffel zum Beispiel... Die hörten wir zwar zum Glück nur in der Ferne brüllen, aber ein laut und gehässig lachendes Hyänen-Rudel und ein paar Affen oder andere Tierchen, die die großen blauen Mülleimertonnen ausräumten, schauten wirklich auf einen kurzen nächtlichen Besuch im Camp vorbei. Da stellt man sich dann doch schon 'mal die natürlich rein hypothetische Frage, was man wohl tun würde, wenn man 'mal müsste, mit all dem kuscheligen, wenn auch mit beeindruckenden Hörnern oder wahlweise Zähnen bestückten, serengetischen Wildleben hinter der einem in diesem Augenblick doch recht dünn erscheinenden Zeltwand... Wenn man dann aber im nächsten Augenblick gleich wirklich 'mal muss, weil man ja davor so viel übers Müssen nachgedacht hat, dass das Müssen selbst nur der logisch nächste Schritt ist, sieht die Welt noch wieder anders aus... ;-) Hilfe! So erging es jedenfalls Nina, die dann aber zum Glück noch einmal wegdöste und erst wieder richtig zu sich kam, als draußen alles still war und ein paar andere Frauen auf ihrem Weg von der Toilette zurück zu ihrem Zelt vorbei an unserem liefen. Jetzt oder nie, dachte Nina, schälte sich blitzschnell aus ihrem Schlafsack, ging tatsächlich die paar Meter zum Klo, pullerte zufrieden hinter einer gut versperrten Tür, schlich sich fast lautlos wieder zum Zelt, kletterte schließlich stolz wie Oskar sowie zutiefst erleichtert zurück in ihren Schlafsack und schlief den Rest der stillen Nacht tief wie ein Baby. :-)

Um halb sieben klingelte dann unser Wecker und rief uns damit zu einem zügigen Frühstück auf: Wir wollten möglichst viel Zeit in der Serengeti verbringen und am liebsten versuchen, Zeugen der großen Migration der Gnus zu werden, die einmal im Jahr Millionen von Gnus dazu bewegt, in den Norden nach Kenia zu ziehen, um in der Maasai Mara genügend Gras und Wasser vorzufinden. 

Offensichtlich hatte es Aziz heute auch besonders eilig, denn er ließ uns kaum Zeit, die vielen Tiere am Wegesrand zu beobachten, was uns ein bisschen Hoffnung darauf machte, dass er gestern Abend tatsächlich herausgefunden hatte, wo sich die riesigen Gnuherden gerade aufhielten und dass das auch nicht allzu weit entfernt von unserem Campingplatz lag... Und tatsächlich: da waren sie, die ersten Zebras und Gnus der Herden, die sich gerade im Westen versammelten, um dann gemeinsam in den Norden zu ziehen. Sie waren anscheinend im Begriff, genau vor uns die Straße zu überqueren. Nachdem sich das erste Zebra endlich waghalsig und nach langer und eingehender Observation getraut hatte, über die Straße zu zockeln, gab es anscheinend auch für den Rest der Herde kein Halten mehr: Sooooo viele Tiere auf einem Flecken hatten wir noch nie gesehen!!! Krass... Einfach irre, so viele graue und gestreifte Rücken, die sich in einer Linie fortbewegten und auf der anderen Seite eine große Traube bildeten, bevor sich die ersten Tiere langsam dazu entschlossen, weiterzuziehen, was auch den Rest zu motivieren schien, während auf der anderen Seite der Straße immer und immer mehr Gnus und Zebras auftauchten... Es schien fast so, als würden die Zebras die Gnus treiben! Die Gnus machten dabei ständig ihre Geräusche, die wir so zwischen Muh und Mäh einordnen würden, und sprangen und rannten nur so über die Straße, während die Zebras sehr besonnen schienen und erst einmal am Straßenrand abwarteten, bevor sie die Straße auch wirklich überquerten. Was für ein Schauspiel! Auf unserem weiteren Weg begegneten wir dann später sogar noch einer größeren Gruppe, dabei hatten wir doch schon gedacht, die erste wäre riesig gewesen! Immer mehr und noch mehr Gnus, grauer Rücken an grauem Rücken, Unmengen an schwarzen und weißen Streifen, Horn an Horn und immer mehr und immer mehr! Wahnsinn, und einfach kein Ende in Sicht!

Natürlich sahen wir aber nicht nur Gnus und Zebras, sondern auch noch viele verschiedene Gazellen und Antilopen, Giraffen, Elefanten, Hippos, Paviane, Geier, einen großen schwarzen Vogel mit großem roten Schnabel, eine Reihe von Warzenschweinbabies mit ihren Mamis, jeweils in langen Reihen und mit aufgestellter Hinterteilantenne hinter diesen herlaufend, Marabu Storche, ein paar Leierantilopen, die wir heute tatsächlich zum ersten Mal sahen und sogar einen einsamen, aber schon allein sehr beeindruckenden Büffel. Herrje, sind die groß! Und haben die Hörner! Irre...

Am Ende unserer Morgentour mussten wir dann den gleichen Weg zurück fahren und wunderten uns, wo die großen Herden wohl geblieben waren, die wir doch vor ein paar Minuten noch beobachtet hatten. Jetzt standen nämlich nur noch vereinzelte Gnus im Schatten einiger großer Akazien. Wir hatten also wirklich richtig großes Glück, die ganzen Herden zu dieser Zeit vorbeiziehen zu sehen. :-) Einem Teil einer der großen Herden begegneten wir dann aber doch noch einmal: Wir teilten uns die Straße mit den wilden Tieren, waren also selbst quasi Teil der beginnenden großen Migration! Überall Gnus: vor, hinter und neben uns und alle rennend und springend, bis sie sich schließlich doch dazu entschlossen, die Straße wieder frei zu geben, indem sie nach links in den Busch rannten und uns passieren ließen. Was für ein irrsinnig schönes Gefühl, den Tieren so nah zu sein, ohne sie sichtbar zu beeinflussen! 

Ein paar Kilometer weiter ist unserem Jeep dann leider hinten rechts der Reifen geplatzt: ein spitzer Stein war schuld! Und das natürlich ausgerechnet, als erste Gedanken ans Mittagessen im Camp aufkamen... Dann war auch noch der Wagenheber kaputt, aber ein netter Wasserfasslieferant lieh uns seinen, sodass wir in null komma nix wieder auf der Piste waren und unser nächster Stopp dann auch wirklich ,umwerfend leckeres Mittagessen im Camp' hieß. Es gab ein afrikanisches Gericht, das sehr an Eintopf erinnerte: mit Kartoffeln, Kochbananen, Erbsen, Möhren, Bohnen und ein bisschen Rindfleisch. Hmmmm, yummie! :-)

Nach einer guten Stunde im Camp ging es dann aber auch schon weiter mit unserer Safari! Beim Einsteigen sagte Stefan noch halb scherzend zu Aziz, dass ein männlicher Löwe jetzt 'mal toll wäre und während der Fahrt konnten wir erahnen, dass Aziz genau den suchte, weil wir an vielen Felsen und Schirmakazien vorbeifuhren, in denen man eigentlich Löwen erwarten würde, zumindest hier in der Serengeti, wo die Löwen ja auf Bäume klettern... Nach ein paar Gesprächen mit anderen Fahrern in ihrer Geheimsprache, sodass keine falschen Hoffnungen in den Klienten geweckt werden ;-), gab Aziz schließlich Gas und ließ uns wieder wenig Zeit mit den anderen Tieren wie Elefanten, Giraffen und verschiedenen Gazellen sowie Antilopen, Straußen, Hippos und anderen Vögeln, was uns darauf hoffen ließ, dass irgendwo etwas Besonderes auf uns wartete. Keine zehn Minuten später kamen wir dann auch tatsächlich an einem Ort an, an dem schon etliche andere Safari-Jeeps mit neugierig aus dem Dach herausragenden und Hälse reckenden Touris standen. Tatsächlich! Da lag doch wirklich ein männlicher Löwe im Schatten eines kleinen Baumes, keine zehn Meter entfernt von uns! :-) Da war doch Stefans Traum endlich in Erfüllung gegangen! Schon die letzten zwei Tage hatte er immer gehofft, endlich auch 'mal einen Kater mit üppiger Mähne vor die Linse zu bekommen und jetzt war es endlich so weit! Auch, wenn dieser hier nur träge im Schatten lag und sich bloß einmal rührte, als ein Safari-Jeep beim Bremsen besonders laut quietschte. Trotzdem war es toll, den König der Löwen für eine Weile zu beobachten, bevor Aziz den Jeep gefühlt zielstrebig in eine andere Richtung lenkte...

Vorbei an Giraffen, Straußen, Elefanten und vielen, vielen Zebras, Gazellen und Antilopen ging es zu einer anderen Stelle, an der sich bald um die zwanzig Jeeps tummelten: ein kleiner Leopard in einem Baum direkt an der Piste! Und ein weiterer Platten... Wieder der gleiche Reifen... Hinten rechts schien uns aber dieses Mal Glück zu bringen, denn der kleine Leopard beobachtete sehr neugierig, wie Aziz und der Guide aus unserem Nachbarjeep den Reifen wechselten, sodass er die ganze Zeit in unsere Richtung blickte und sich sogar reckte und streckte, um besser sehen zu können! :-) Das sind wirklich wunderschöne und grazile Wesen, diese Leoparden, die sich scheinbar absolut trittsicher sowohl auf Bäumen, als auch am Boden bewegen können. Wahnsinn, jetzt hatten wir schon zwei gesehen und einer davon war sogar noch ein kleines Jungtier! 

Mit dem Büffel, den wir heute Morgen schon auf unserer ,Migrations-Fahrt' von Nah gesehen hatten, haben wir jetzt immerhin schon vier der "Big Five" im "close-up" gesehen. Fehlt noch ein Rhino, aber die sollen ja sehr schwer aufzuspüren sein und leben eh nicht in der Serengeti. Vielleicht haben wir ja aber übermorgen im Krater Glück?

Jedenfalls war es jetzt wirklich an der Zeit, sich um einen neuen Reifen zu kümmern! Daher fuhren wir am kleinen Flughafen vorbei zum Besucherzentrum, wo Aziz uns schnell herausließ, um uns von den lustigen meerschweinchenähnlichen possierlichen Tierchen (Baumschliefer) und den Fuchsmangusten entertaint zu wissen, während er nebenan versuchte, wenigstens den einen der beiden Reifen zur Reparatur zu bringen. Die Werkstatt hatte aber leider schon geschlossen, was bedeutete, dass Aziz uns heute schon so gegen 18.00 Uhr im Camp absetzen musste, um in dessen Nähe die zweite Werkstatt aufzusuchen. 

Na ja, so hatten wir dann eben Zeit, den zweiten Teil unserer heutigen vielseitigen Erlebnisse aufzuschreiben (der erste wurde bereits beim ersten Reifenwechsel mitten im Nirgendwo der Serengeti verfasst), mithilfe der Bilder in Erinnerungen zu schwelgen und nochmals die tollen Augen des Leopardenjungen zu bewundern, bevor Dr. Stomach dann wie bisher jeden Abend schließlich zum Drei-Gänge-Abendessen rief, wir zum wiederholten Male ungläubig sowie noch immer völlig sprachlos den unfassbaren Sternenhimmel bewunderten und schließlich in die Schlafsäcke krabbelten, aber das nicht ohne vorher lieber noch drei Male zum Klo gegangen zu sein. Vorsichtshalber: Man weiß ja nie, wie die Nacht hier so wird und wer sich hier so spontan selbst zu einem kleinen Stelldichein ins Camp einlädt... ;-) 

Gute Nacht, liebe Leute! Lala Salama! Auf eine ruhige Nacht mit tollen Träumen, in denen sicherlich ein paar Einwohner der Serengeti die Hauptrollen übernehmen werden! :-)

Eure Serengeti-Liebhaber,
Stefan und Nina!












































































































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