Dienstag, 4. August 2015

15 Nungwi - Turtle-Paradise

Liebe Leser,

heute ging es in den Norden, um genau zu sein: nach Nungwi, an den nördlichsten Zipfel der Insel Zanzibar, das Backpacker- und Italiener-Mekka, jedenfalls sagten das alle Reiseführer, die etwas über Nungwi zu sagen hatten. In manchen kam auch noch der traumhafte Strand vor, aber ausnahmslos alle berichteten von einer Auffangstation für Meeresschildkröten, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten!


Also ließen wir uns, nachdem Stefan noch einmal viele schöne Fotos vom Hotel gemacht hatte, von Jakob mit zu dem einheimischen Markt nehmen, den wir ja vor ein paar Tagen schon einmal besucht hatten und von dem aus wir heute einen Minibus nach Nungwi nahmen. Der Bus war schon ziemlich voll, als er am Markt ankam, sodass Stefan auf einem Notsitz Platz nahm und ein kleines Mädchen für Nina von ihrem Sitz gejagt wurde und neben ihrem Bruder auf einem großen Kanister im Gang Platz nehmen musste. Als es dann endlich wieder einen richtigen Platz hatte, machte das "Mädchen für alles" (der Geldeintreiber, Fahrzeugstopper, Haltestellenansager, etc.) gleich schon wieder Anstalten, das Mädchen von ihrem Platz zu verjagen, dieses Mal allerdings für Stefan, was wir dankend ablehnten: Was sollte das Mädchen uns gegenüber denn empfinden und für die Zukunft daraus lernen?! Gleich zwei Male für weiße Menschen von ihrem Platz verscheucht zu werden schien uns kein guter Anfang für ein Leben auf einer Insel, die nicht zuletzt vom Tourismus lebt... Außerdem waren wir ohnehin schon wieder eine kleine Attraktion in diesem rein einheimischen Bus, in dem wir aber genauso freundlich aufgenommen wurden wie sonst hier auch schon überall. Als dann ein anderes Mädchen, noch kleiner als das erste, kurz von seiner Mutter in den Gang gestellt wurde und es dann Stefan erblickte, fing es gleich an zu weinen, was natürlich für den Rest der Fahrgäste zur Belustigung beitrug. Wir schieben das einfach 'mal auf den Bart... ;-) Wie auch immer: Nach einer guten Stunde interessanter Fahrt und 2000 Schilling "ärmer" (weniger als ein Euro) kamen wir schließlich am Ende der Straße, das durch einen Kreisverkehr gekennzeichnet ist, an und folgten von da aus den aufgestellten Schildern durch das hübsche Dorf mit super freundlichen und aufgeschlossenen Kindern zu unserem heutigen Highlight: der Schildkröten-Auffangstation.

Dort angekommen zahlten wir jeder 5$ Eintritt und bekamen einen Guide an die Seite gestellt, der sich hinter dem Holztor sogleich mit einem Tablett bewaffnete, auf dem Seegras und kleine Fischstückchen zu finden waren. :-) Da waren wir aber schon völlig von den in großen sowie niedrigen Becken herumwuselnden ungefähr acht Zentimeter langen Baby-Schildkröten in ihren Bann gezogen worden und realisierten daher nur langsam, dass unser Guide uns eigentlich zuerst die großen Schildkröten zeigen wollte... Also gingen wir über den kurzen Holzsteg gleich gegenüber vom Eingang, der an ein paar im Wasser versunkenen Steintreppen endete. Und dann sahen wir sie auch schon auf uns zukommen: Ungefähr zehn bis zwölf erwachsene Schildkröten unterschiedlicher Größe reckten uns ihre Hälse entgegen und warteten darauf, dass wir sie mit dem mitgebrachten Seegras fütterten. Ach, war das ein Spaß! Wenn sie zubissen, kam aus ihren Nasenlöchern immer eine kleine Wasserfontäne gespritzt, was es lustig machte, ihnen beim Abbeißen und Kauen zuzuschauen. Sie rissen ihre Mäulchen ganz schön auf und fasziniert sahen wir ihre vielen feinen und eng beieinander stehenden Zähne an. Wir bekamen gar nicht genug davon, sie zu beobachten und lernten auch bald, sie zu unterscheiden und so eben nicht immer nur die gleichen zu füttern... Ihre Panzer sahen alle anders aus: Manche sind eher rötlich und manche eher grünlich, während aber alle gleich aufgebaut sind.

Diese Schildkröten wurden alle von Fischern in die Auffangstation gebracht, die sie aus Versehen in ihren Netzen gefangen hatten. Hier leben sie nun in einer kleinen Lagune, die zum Meer gehört und so auch Ebbe und Flut sowie natürlichen Lebensraum und das gleiche Wasser aufweist, das die Schildkröten gewohnt sind. Sie werden eine Weile beobachtet sowie aufgepäppelt und dann schließlich wieder ins Meer entlassen. 

Auch bringen die lokale Bevölkerung und die freiwilligen Helfer des Aquariums, wie es hier genannt wird, die von den Weibchen am Strand verbuddelten Eier in die Auffangstation, wo sie dann wiederum im Sand vergraben werden, bis die kleinen schwarzen Tiere schließlich aus ihren Eiern schlüpfen. Und genau das passierte heute vor unseren Augen: Während ein paar ihrer Geschwister schon völlig erschöpft im Sand schliefen, bewegte sich plötzlich an einer Stelle der Sand und im nächsten Augenblick kam eine aufgesprungene Eierschale zum Vorschein, aus der der Kopf einer winzigen kleinen Schildkröte herausschaute. Was für ein tolles Erlebnis! :-) Nach so circa ein bis zwei Stunden, die die frischgeschlüpften Babys völlig fertig und selig schlafend auf dem Sand verbringen, fangen sie dann an, munter herumzurennen, um ins Wasser zu gelangen. Dann werden sie in eins der großen blauen Fässer gesetzt, die mit Meerwasser gefüllt sind und in dem die eher geschlüpften Geschwister schon quirlig umherschwimmen. Das Baby, das vor unseren Augen in ein solches Becken gesetzt wurde, schien zunächst recht panisch, lernte aber schnell, dass es sich leichter über Wasser halten kann, wenn es sich an einem seiner Artgenossen festhält, was es dann auch die meiste Zeit über tat. Nach einer Weile kam es dann aber auch alleine ganz gut klar. Nach ein paar Tagen werden die kleinen dann in eins der beiden größeren Steinbecken umgesetzt und von da aus kommen sie, wenn sie groß genug sind, in eine Art Gitterkäfig innerhalb der Lagune. Sie können noch nicht direkt in die Lagune gesetzt werden, weil sie sich die ersten Jahre von Fischen ernähren, bevor sie als Erwachsene dann schließlich Vegetarier werden und es sonst wohl keine Fische mehr in der Lagune geben würde... ;-) Was sehr schade wäre, weil der Jackfish-Schwarm schon irgendwie ein bisschen cool ist: Er ist wie ein Hund abgerichtet! Wenn man eins der Fischstückchen in die Hand nimmt und nach rechts und links führt, dann folgt der Schwarm den Bewegungen und sobald man zum Werfen ausholt, schwimmen die Fische sofort mit einer irren Geschwindigkeit in die richtige Richtung. Wirklich kurios und total lustig! Überall schaut bis zum nächsten Wurf dann schon immer jeweils ein Auge pro Fisch aus dem Wasser, um ja nichts zu verpassen... ;-) 

Momentan leben nur grüne Meeresschildkröten, eine Hawksbill- und eine Loggerhead-Schildkröte in der Auffangstation, aber das wechselt ja immer 'mal wieder. Es gibt ein paar Informationsblätter über die einzelnen Arten und ihre jeweiligen Lebenszirkel, die wirklich interessant sind.

Außerdem gibt es aber auch noch ein riesiges Buckelwal-Skelett und einige Delfinschädel zu entdecken. Ein Informationsblatt klärte uns darüber auf, dass vor ein paar Jahren gleich mehrere hundert Delfine mit leeren Mägen an die Küste Zanzibars gespült worden waren. Das viele Rätzelraten um ihren Tod ergab schließlich, dass ein Seebeben in der Nähe von Madagaskar ihr empfindliches Sonar gestört hatte, weshalb es ihnen unmöglich wurde, zu tauchen, um nach Nahrung zu suchen, wodurch sie dann schließlich verhungerten und von der Strömung an die Küste gespült wurden. :-(

Weiterhin gibt es in dem Aquarium noch drei Krokodile, die aber vom tansanischen Festland herübergebracht wurden und jeweils nach drei Jahren mit "frischen Fängen" ihren Platz tauschen, damit sie nicht allzu lange eingesperrt sein müssen. Die momentan im Aquarium lebenden Spezimänner sind zwar nicht besonders groß, aber dennoch recht furchteinflößend, wie sie da so herumliegen und im Schatten dösen. 

Wir hatten uns noch immer nicht richtig satt gesehen, da mussten wir das Aquarium aber leider langsam verlassen, weil wir ja auch noch ein bisschen 'was von Nungwi und seinem tollen Strand sehen wollten. Also verabschiedeten wir uns schweren Herzens von all den großen und kleinen Kerlchen und hofften, dass wir das ein oder andere jetzt bekannte Gesicht irgendwann einmal im Meer wiedersehen werden. Vor dem Aquarium entschlossen wir uns dann einfach dazu, den Strand nach links entlang zu laufen, was einen hübschen Sonnenuntergang versprach. Wir setzten uns dann in ein Bar-Restaurant am Strand, bestellten Curry und Fisch und sahen einer Sportlergruppe zu, die sich am Strand akrobatisch verausgabte. Danach schlenderten wir am durch den Mond beschienenen Strand zurück Richtung Aquarium, wo Mr. Ali (der hatte uns vor ein paar Tagen auch schon am Flughafen abgeholt und auch dieses Mal hatten wir ihn von Jakob dorthin bestellen lassen) schon auf uns wartete. 

Auf dem Rückweg durchs Dorf stellten wir fest, dass es gar nicht so ausgestorben ist, wie wir anfangs gedacht hatten. Im Gegenteil: Jetzt standen und liefen überall Menschen herum! Die zwischen den Häusern durchführenden "Straßen" waren plötzlich so belebt, dass wir uns kurz fragten, ob hier das Leben wohl einfach nachts- statt tagsüber stattfand? Dabei ist es gar nicht einmal soooo heiß hier, hier ist ja gerade "Winter"! ;-) 

Zurück im Zan View Hotel genehmigten wir uns noch Shakes und Biere, während wir auf das Bushbaby warteten, für das Jakob extra für uns ein paar Bananen ausgelegt hatte. Und tatsächlich: Plötzlich saß es auf der Restaurant-Brüstung und verschlang genüsslich eine Banane. Wie niedlich diese kleinen Tiere doch sind! Allein ihre kleinen Fingerchen! :-) 

Wir saßen noch eine ganze Weile an der Bar, unterhielten uns mit Jakob über Politik und die Welt, machten lustige Späße mit den Kellnern und genossen unseren letzten Abend im Zan View Hotel, das wir sicherlich sehr vermissen werden!

Morgen geht es dann zurück nach Stone Town, aber auf dem Weg dorthin werden wir noch eine kurze Gewürztour machen, auf die wir schon sehr gespannt sind! :-) 

Liebe Grüße,
Stefan und Nina!



































































































































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